Irans scheidender Botschafter in Wien im WZ-Interview.
Wien/Teheran. Im Zuge der Neuordnung des diplomatischen Corps im Iran kehrt heute, Samstag, auch der Vertreter der islamischen Republik in Österreich, Seyed Mohsen Nabavi, nach viereinhalbjähriger Tätigkeit in Wien nach Teheran zurück. Der erfahrene Diplomat, der aufgrund seiner engen Beziehungen zur Führungselite Teherans europaweit großes Ansehen genießt, zieht in seinem Abschiedsgespräch mit der "Wiener Zeitung" eine positive Bilanz: "Die größten Errungenschaften meiner Amtszeit sind ohne Zweifel der Dialog der Kulturen, einer der Früchte der ausgezeichneten österreichisch-iranischen Beziehungen und der Beginn des historischen Gasprojektes zwischen unseren Ländern."
Dass sich die österreichische Regierung vom US-Druck auf die OMV, der völlig sinnlos sei, nicht beeindrucken lasse, zeige, dass Wien sich als Knotenpunkt der europäischen Iranpolitik etabliert habe. "Ich bin fest davon überzeugt, dass der geplante Gas-Deal erfolgreich realisiert wird und verweise auf die deutlichen Worte der österreichischen Außenministerin Ursula Plassnik, die klargestellt hat, dass Österreich nicht der 51. Bundesstaat der USA ist", sagt Nabavi.
Hinsichtlich des Atomstreits ist Nabavi mehr als optimistisch. Nach und nach seien alle Beteiligten – die USA inklusive – dahintergekommen, dass kein Weg an einer diplomatischen Lösung vorbeiführe. Der Schlüssel zu einer Einigung sei einerseits das Zugeständnis des Westens, dem Iran seine legalen Rechte hinsichtlich der friedlichen Nutzung der Kernenergie zu gewähren und andererseits ein vertrauensbildendes Paket vom Iran, so Nabavi.
Nachfolger ist noch nicht nominiert worden
Angesprochen auf die Rolle seines Landes in der Region, erklärt der scheidende Botschafter, dass sich vor allem in der Irakfrage gezeigt habe, dass sogar Washington mittlerweile eingesehen hätte, dass Sicherheit im Nahen Osten ohne Teheran nicht möglich sei. Das zeige auch die Miteinbindung Teherans in die Gespräche. Der Iran sei ein Garant für Frieden und Stabilität in der Region. Man werde auch weiterhin die Türen offenhalten.
Österreich habe ihn sehr geprägt, die Erinnerung an die Menschen, den kulturellen Reichtum und an die wundervolle Stadt Wien werde er nie vergessen. "Mein besonderer Dank gilt den österreichischen Politikern, zu denen ich immer ein ausgezeichnetes Verhältnis hatte", sagte der Diplomat kurz vor seinem Abschied. Nabavi´s Nachfolger ist – entgegen anfänglichen Meldungen – noch nicht nominiert worden.
Freitag, 06. Juli 2007