Der iranische Lösungsweg zum Atomprogramm, Leserbrief in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von Mohammad Mehdi Akhondzadeh, Botschafter der Islamischen Republik Iran, Berlin, F.A.Z., 05.06.2008, Nr. 129 / Seite 42 -
"Zu
Ihrer Berichterstattung über Iran:
Die Islamische Republik Iran und die
Internationale Atomenergieagentur (IAEA) haben sich zur Beseitigung
aller Unklarheiten in Bezug auf das friedliche Atomprogramm Irans und
zur Klärung restlicher Fragen am 21. August 2007 auf einen Arbeitsplan
geeinigt. Nach diesem Arbeitsplan hat die IAEA der Islamischen Republik
Iran eine Liste von sechs verbliebenen Fragen (Erforschung von
Plutonium, P 1- und P 2-Zentrifugen, Herkunft der Kontaminationen,
Unterlagen über Metall-Uran, Plutonium 210 und die Gachin-Mine)
vorgelegt.
Obwohl die Vereinbarung sich nur auf die sechs Fragen
beschränkte, hat die Islamische Republik Iran als Zeichen des guten
Willens und zur besseren Kooperation mit der IAEA auch die
gegenwärtigen Fragen thematisiert.
Daher wurden auch Verhandlungen über
zwei juristisch wichtige Dokumente, nämlich das Dokument zur Strategie
des Sicherungabkommens und der Anhang des Dokuments zur
Urananreicherungsanlage in Natanz, begonnen; beide Dokumente wurden
finalisiert und seit dem 30. September 2007 umgesetzt. Die Umsetzung
dieser Dokumente gewährt der IAEA die notwendige Garantie über die
Urananreicherungsaktivitäten Irans in Gegenwart und Zukunft.
Bei der
Umsetzung des Arbeitsplans hat die Islamische Republik Iran kooperativ
und transparent gehandelt und die einzelnen Fragen vor den im Zeitplan
vorgesehenen Terminen geklärt; der Arbeitsplan sah eine Zeitspanne von
18 Monaten vor, die Islamische Republik Iran hat jedoch innerhalb von
sechs Monaten den Plan verwirklicht.
Der
IAEA-Bericht vom 22. Februar 2008 hat deutlich gemacht, dass die sechs
verbliebenen Fragen geklärt seien und dass die Islamische Republik Iran
alle Fragen der IAEA bezüglich der offenen Themen nach dem Arbeitsplan
beantwortet habe und dass diese Antworten mit den Erkenntnissen der
IAEA übereinstimmten, so dass die IAEA diese Themen nicht mehr als
"offene Fragen" betrachte.
In diesem Bericht heißt es unter anderem,
dass die gegenwärtigen Nuklearaktivitäten Irans unter der Kontrolle der
IAEA erfolgten und die IAEA in der Lage sei, die Tests und Prüfungen
zur Feststellung der Nichtabweichung dieser Aktivitäten fortzusetzen.
Der
Bericht der IAEA verdeutlicht das gesetzestreue, transparente und
verantwortungsbewusste Verhalten Irans bei seinen nuklearen Aktivitäten
sowie die Einhaltung seiner Verpflichtungen.
Das
iranische Volk hat neben der Einhaltung seiner Verpflichtungen
keinerlei Forderungen über seine legitimen Rechte nach dem NPT-Vertrag
zur friedlichen Nutzung der Atomenergie hinaus.
Die Fortsetzung des
jetzigen Kurses des UN-Sicherheitsrates und die Verabschiedung von
Resolutionen gegen das friedliche Atomprogramm der Islamischen Republik
Iran werden ohne Zweifel - angesichts verschiedener Berichte der IAEA
über die Klärung aller offenen Fragen - die Position und den
Stellenwert internationaler Institutionen in der Völkergemeinschaft
diskreditieren, die
Voraussetzungen für eine diplomatische Lösung des
Problems entziehen und die Legitimität der Initiativen zu fairen und
aufrichtigen Gesprächen mit der Islamischen Republik Iran zunichte
machen.
Die
Islamische Republik Iran hat als Zeichen des guten Willens neben der
Fortsetzung ihrer aktiven Zusammenarbeit mit der IAEA ein Angebotspaket
mit neuen Ideen zur nachhaltigen Kooperation in verschiedenen
internationalen und regionalen Bereichen mit verschiedenen Ländern,
insbesondere den Staaten der Sechser-Gruppe erstellt und in der
vergangenen Woche dem UN-Generalsekretär, dem Vorsitzenden des
UN-Sicherheitsrats sowie dem EU-Außenbeauftragten Solana vorgelegt.
Das
Angebotspaket sieht neue Paradigmen für Kooperationen zwischen der EU
und Iran in den vier Bereichen Sicherheit, Demokratie, Energie und
wirtschaftliche Zusammenarbeit vor.
Ohne Zweifel wird die
Verwirklichung dieser Vorschläge die Wahrung gegenseitiger Interessen,
einen beträchtlichen Synergieeffekt und die Festigung regionaler und
internationaler Sicherheit und Stabilität zur Folge haben.
Die
iranische Nation erwartet, dass Europa das Angebotspaket der
Islamischen Republik Iran wohlwollend prüft. Wir warten auf einen
Gegenvorschlag, denn die alten Methoden taugen nicht mehr. Das
iranische Angebotspaket an die Sechser-Gruppe enthält sieben
Lösungswege zur friedlichen und definitiven Beilegung des Streits über
das iranische Atomprogramm."